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Piracetam

Piracetam in Nahrungsergänzungsmitteln

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Symbolbild Memantin in Nahrungsergänzungsmitteln

Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA warnt vor Medikamenten wie Piracetam in Nahrungsergänzungsmitteln, die zur Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit eingenommen werden. Diese seien oft unwirksam und unsicher und könnten Menschen davon abhalten, eine angemessene Diagnose und Behandlung zu suchen.

Nahrungsergänzungsmittel zur Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit („Nootropika“) erfreuen sich in Amerika großer Beliebtheit. Ihre Risiken sind jedoch kaum bekannt. Eine 2019 in JAMA veröffentlichte Studie untersuchte solche Produkte auf den Wirkstoff Piracetam.

Piracetam: keine Zulassung in USA

In Deutschland und vielen anderen EU-Ländern wird Piracetam zur Behandlung der Alzheimer-Demenz verschrieben. Ein Cochrane-Review hat jedoch ergeben, dass trotz des weit verbreiteten Einsatzes des Medikaments die Evidenz für seine Wirksamkeit eher gering ist. In den USA ist es nicht zugelassen. Das einzige von der FDA zugelassene Medikament seiner Klasse ist Levetiracetam, ein Antiepileptikum. Eigentlich ist Piracetam auch als Nahrungsergänzungsmittel verboten. Diese Regel wird jedoch nur begrenzt durchgesetzt. Solche Präparate sind nach wie vor im Handel erhältlich.

Studie: Piracetam in Nahrungsergänzungsmitteln

Für ihre Studie suchten die Forscher über die Suchmaschine Google mit den Begriffen „Piracetam“ und „Nahrungsergänzungsmittel“ nach entsprechenden Produkten. Alle Produkte, auf deren Etikett beide Begriffe zu finden waren, wurden online bestellt und analysiert. Von jeder Marke wurde eine Probe im Oktober 2018 und eine zweite im November 2018 gekauft.

Zur Vorbereitung und Analyse der Proben wurde das Pulver aus den Kapseln in Methanol zu einer Mischung von 100 mg Pulver/ml rekonstituiert. Die Proben wurden geschüttelt und zentrifugiert, und der Überstand wurde vor der massenspektrometrischen Analyse seriell auf 100 ng/ml in 10 % Acetonitril verdünnt.

Insgesamt wurden zehn Proben von fünf Marken untersucht. Acht Proben von vier Marken enthielten Piracetam. Die Dosierung reichte von 831 mg bis 1542 mg pro Einzeldosis und lag zwischen 85 % und 118 % der angegebenen Menge. Folgt man den Herstellerempfehlungen, könnten Verbraucherinnen und Verbraucher je nach Marke zwischen 831 mg und 11.283 mg Piracetam pro Tag zu sich nehmen. Dies bedeutet, dass die Verbraucher extrem hohen Dosen des Wirkstoffs ausgesetzt sein könnten.

In Deutschland wird Piracetam meist in Tabletten zu 800 oder 1200 mg angewendet. Die übliche Tagesdosis liegt zwischen 2400 und 4800 mg. Der Arzt passt die Dosierung der Nierenfunktion an. In ihrer Studie fanden die Forscher aber auch Präparate mit Einzeldosen von mehr als 1500 mg und Tagesdosen von mehr als 11.000 mg. Zu den Nebenwirkungen in pharmazeutischer Dosierung gehören Angst, Schlaflosigkeit, Unruhe, Depression, Schläfrigkeit und Gewichtszunahme. Die Risiken von Piracetam in Nahrungsergänzungsmitteln in hohen Dosen, insbesondere bei älteren Verbrauchern mit Niereninsuffizienz, sind nicht bekannt.

Diese Studie weist jedoch einige Einschränkungen auf. Der Stichprobenumfang war gering. Außerdem wurden nur Produkte untersucht, die als Nahrungsergänzungsmittel deklariert waren. Die quantitativen Ergebnisse sind daher nicht unbedingt repräsentativ für alle Piracetam-Produkte. Außerdem können die Mengen innerhalb einzelner Marken über längere Zeiträume variieren.

Lage in Deutschland

In Deutschland und anderen europäischen Ländern sind bisher keine Probleme mit illegal in Verkehr gebrachten piracetamhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln bekannt. Hierzulande kann man in jeder Apotheke ein piracetamhaltiges Medikament kaufen, wenn man ein Rezept vorlegen kann. Auch auf dem Schwarzmarkt für Nootropika werden überwiegend apothekenübliche Produkte angeboten. Fast alle Experten raten davon ab, Mittel wie Piracetam ohne ärztliche Verordnung einzunehmen.

Quelle

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  2. Pingback: Piracetam Wirkstoffinfo - demenz-medikamente.com

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