Antidepressiva

Antidepressiva bei Demenz mit Depressionen?

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Die häufigsten psychischen Erkrankungen im Alter sind Demenz und Depression. Sie treten häufig gemeinsam auf und beeinflussen sich gegenseitig. Experten schätzen, dass jeder fünfte Demenzkranke auch an einer Depression leidet. Viele Betroffene werden mit Antidepressiva behandelt, doch wie wirksam diese sind, ist unklar. Das Cochrane-Institut suchte bis August 2017 nach relevanten Studien, um sie einem Review zu unterziehen.

Zehn Studien im Review

Die Experten des Cochrane-Instituts fanden zehn Studien, an denen 1592 Personen teilgenommen hatten. Eine davon dauerte neun Monate, die anderen waren kürzer, im Durchschnitt zwölf Wochen. Bei allen Teilnehmern, die im Durchschnitt 75 Jahre alt waren und sich überwiegend in ambulanter Behandlung befanden, war nach formalen Kriterien sowohl eine leichte bis mittelschwere Demenz als auch eine Depression diagnostiziert worden. Sie erhielten entweder ein Antidepressivum oder ein Scheinmedikament (Placebo), wussten aber nicht, welches Präparat sie erhielten.

Wie zu erwarten, wurden in den älteren Studien ältere Antidepressiva verwendet: Imipramin, Clomipramin und Moclobemid. Bei den neueren Studien waren es Venlafaxin, Mirtazapin, Sertalin, Fluoxetin, Citalopram und Escitalopram.

Ergebnisse sprechen eher gegen Antidepressiva

Mit Hilfe einer Depressionsskala kann der Schweregrad der depressiven Symptome anhand der vergebenen Punkte bewertet werden. Bei Patienten, die ein Antidepressivum erhalten hatten, war der Unterschied im Vergleich zu Placebo sehr gering. Die Evidenz dieses Ergebnisses ist hoch. Es ist davon auszugehen, dass auch neue Studien zu keinem anderen Ergebnis kommen würden.

Eine andere Möglichkeit, die Wirkung von Antidepressiva zu bewerten, besteht darin, die Personen zu zählen, bei denen eine deutliche klinische Besserung oder Remission eintritt. Diese Methode zeigt leichte Vorteile für die Behandlung mit Antidepressiva. Die Qualität der Ergebnisse ist jedoch gering bis mäßig. Die Studien sind teilweise mangelhaft und ungenau. Es ist daher möglich, dass weitere Studien zu einem anderen Ergebnis kommen.

Die Fähigkeit zur Bewältigung alltäglicher Aufgaben scheint durch Antidepressiva nicht beeinflusst zu werden. Auch bei den kognitiven Funktionen wurden keine Veränderungen festgestellt. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass Personen, die Antidepressiva einnehmen, die Behandlung eher abbrechen als Personen, die ein Placebo einnehmen, und dass mindestens eine Nebenwirkung auftritt.

Antidepressiva nur als Ausnahme?

Obwohl es bisher nur wenige Studien zu diesem Thema gibt, die zudem häufig mit Mängeln behaftet und von geringer Aussagekraft sind, werden Antidepressiva mangels besserer Alternativen häufig Menschen mit Demenz verschrieben. Eine größere Studie aus dem Jahr 2013 legt jedoch nahe, dass es in solchen Fällen oft besser wäre, auf eine nicht-medikamentöse Strategie zu setzen. Demnach sollten Antidepressiva nur in schweren Fällen eingesetzt werden, wenn die Gefahr einer Selbstverletzung oder eines Suizids besteht.

Ohnehin sind diese Medikamente nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich. Wer Antidepressiva kaufen möchte, braucht also ein Rezept vom Arzt. Im Internet gibt es einige Shops, in denen Antidepressiva rezeptfrei bestellt werden können. Wegen der fehlenden ärztlichen Beratung ist davon jedoch abzuraten. Bisher gibt es keine Hinweise, dass Patienten mit Demenz und gleichzeitiger Depression von solchen Angeboten Gebrauch machen.

Quellen und weitere Informationen

 


 

1 Kommentar

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